SPORTARTEN
Alpiner Skilauf
Eine visuelle Beeinträchtigung, egal ob schlecht sehend oder vollblind, ist weiters kein Problem, wenn es um Skifahren geht. Skifahren mit Blinden, vor einigen Jahrzehnten in Österreich "erfunden", wird heute in fast allen Ländern mit Wintersportmöglichkeiten, durchgeführt. Der wohl wichtigste Faktor für den Blinden ist dabei der sogenannte Begleitsportler. Diese Person fährt unmittelbar vor dem Blinden und muß diesem verbal alle Informationen liefern. Um der Gefahr entgegenzuwirken, dass ein blinder Skiläufer einen Hinweis des Begleitsportlers, aufgrund verschiedener anderer akustischer Wahrnehmungen, nicht oder falsch hört, gibt es technische Hilfen, wie Megaphon oder Funkanlagen. Funkanlagen werden in erster Linie bei Sehbehinderten verwendet, wobei der Sender bzw. der Empfänger im jeweiligen Helm eingebaut ist. Auf alle Fälle ist es unumgänglich, dass der Abstand zwischen dem Begleitsportler und dem Blinden oder Sehbehinderten auf ein Minimum gehalten wird. Im Besonderen bei nicht völlig blinden Skiläufern, die dem Begleitläufer audiovisuell folgen.
Wie im Straßenverkehr ist auch auf der Skipiste eine Kennzeichnung des blinden Sportlers unbedingt erforderlich. Durch den sogenannten "Maikäfer" (drei schwarze Punkte auf gelben Grund) ist der blinde Skifahrer von jeglichem Pistenbenützer als solcher erkennbar.
Nordischer Skilauf
Bei der Führung von Sehbehinderten läuft der Begleiter ca. 3 m vor dem Athleten und weist ihm so die Richtung. Besondere Hindernisse wie z.B. Abfahrten, Kurven, Übergänge, Mulden, Eis usw. werden dem sehbehinderten Sportler rechtzeitig angesagt, damit dieser seine Lauftechnik und seine Geschwindigkeit den Verhältnissen anpassen kann. Während also bei Sehbehinderten noch der visuelle Kontakt im Vordergrund steht, orientiert sich der vollblinde Langläufer nach seinem Gehör. Hier bleibt der Begleitsportler meist an dessen Seite, um so einen besseren akustischen Kontakt herzustellen, aber auch um im Falle von besonders schwierigen Passagen den Blinden mit der Hand an dessen Stock sicher führen zu können. Auf diese Weise können auch Abfahrten gefahrlos und mit höherem Tempo bewältigt werden.
Biathlon
Neben dem Speziallanglauf gibt es noch den Biathlon, eine Kombination aus Langlaufen und Schießen. Dabei sind jeweils nach 2,5 Kilometern 5 Schüsse an einem speziellen Luftgewehrschießstand für Blinde auf ein 10 m entferntes Ziel mit 4 cm Durchmesser abzugeben. Das Gewehr, das fix am Schießstand bleibt, verfügt über eine akustische Zieleinrichtung, die das von der Zielscheibe reflektierte Licht in durch Kopfhörer wahrnehmbare Signale umwandelt. Nähere Informationen zum Thema Schiessen siehe unter "Sportschiessen".
Tandem-Snowboard
Völlig ungefährlich! Snowboardtandemfahren ist ein ungefährliches Unterfangen. Ein speziell ausgebildeter und geprüfter Snowboardinstruktor steht in Front und begleitet den "Fahrgast" bei den ersten Rutschübungen und später durch die ersten gerutschten Schwünge am Snowboard. Der Instruktor kontrolliert und steuert die Bewegungen, gibt Tipps und versucht bestehende Ängste abzubauen. Sind die ersten Schwünge noch ein bisschen steif und ängstlich, so entsteht schon bald eine gewisse Sicherheit. Der Fahrgast übernimmt immer mehr das Kommando, bestimmt Tempo und Rhythmus und spürt schon nach einer Abfahrt den Spirit des Snowboardens und die reine Freude an der Fliehkraft.
Die Einsatzmöglichkeiten des Tandemboards sind weit gesteckt. Zusammen mit einem geprüften Tandeminstruktor kann jeder, wirklich jeder, diese neue Sportart ausprobieren. Der Anfänger bekommt sein erstes Fahrerlebnis. Der Fortgeschrittene spürt erstmals die Kräfte beim Carving.
Ein normales Snowboard ist den enormen Belastungen von zwei Fahrern natürlich nicht gewachsen. Deshalb wurde dafür ein spezielles Board entwickelt. Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Haltbarkeit bzw. die Widerstandsfähigkeit gegen Bruch gelegt. Flexmuster, Härte und Torsionssteifigkeit wurden den erhöhten Anforderungen angepasst. So hat das Tandemsnowboard eine, für Alpinboards normale Länge von 167 cm, ist jedoch besonders hart und etwas schwerer.
Leichtathletik
Leichtathletik ist eine Wurzel dessen, was Menschen unter Sport verstehen. Sie ist transparent und leicht nachvollziehbar und sie besticht in der Eindeutigkeit und Objektivität ihrer Ergebnisse. Leichtathletik ist ein Sport zum Mitmachen und Zuschauen. Laufen, Springen und Werfen, das ist Leichtathletik. Laufen, Springen und Werfen, das sind aber auch die Grundelemente vieler anderer Sportarten. Schnell zu laufen, aus eigener Kraft zu fliegen (das ist Springen) oder einen Gegenstand fliegen zu lassen (das ist Werfen), fasziniert kleine Kinder genauso wie ältere Menschen. Jeder kennt Leichtathletik aus eigenem Erleben, während der Schulzeit, aus den Medien oder als Zuschauer. Leichtathletik ist leicht erlernbar und besticht durch ihre Unkompliziertheit.
Wer zuerst das Ziel erreicht hat, ist Sieger. Gewonnen hat, wer am höchsten springt oder am weitesten wirft. Aber auch die persönliche, von anderen unabhängig gesehene Bestleistung kann ein Maßstab sein. Die Objektivität der Messung mit Stoppuhr und Maßband bewirkt, daß gerade die Leichtathletik als sehr faire Sportart bewertet wird. Leichtathletik fördert nicht nur eine der motorischen Grundeigenschaften, sondern alle. Leichtathletik zählt mit Sicherheit zu einer der spektakulärsten Sportart der Blinden und Sehbehinderten.
Schwimmen
Diese Sportart zählt zu einer der ersten, die von Blinden und Sehbehinderten betrieben wurde. Da Blinde und Sehbehinderte meistens einen sitzenden Beruf haben, ist Schwimmen eine geeignete Ausgleichsportart für sie, denn dadurch werden sämtliche Muskeln, die durch das Sitzen ermüden, wieder bewegt und gestärkt. Schwimmen fördert auch die Orientierung sowie Mobilität und Selbständigkeit von Blinden.
Judo
Heutzutage gibt es für visuell beeinträchtige Menschen viele Möglichkeiten, Sport zu betreiben. Eine jener Sportarten, die besonders für Blinde und Sehbehinderte geeignet ist, ist Judo. Fachleute teilen die Meinung, daß ein gut trainierter blinder Judoka kaum Nachteile gegenüber einem sehenden Judoka hat. Blinde haben ein ausgezeichnetes Gefühl für ihren Körper, mit dem sie jede Situation, jeden Angriff oft schneller erkennen können als ein Sehender. Judo entwickelt Selbstdisziplin und Achtung vor sich selbst und anderen. Konzentration und Führungsfertigkeiten werden ebenso erlernt und geschult, wie physische Koordination, Kraft und Flexibilität. Ein Sport, der aus einer Kampfkunst entstanden ist, entwickelt weiters vollständige Körperkontrolle, gutes Gleichgewicht und schnelle Reaktion.
Radsport
Jeder hat wohl schon einmal ein Tandem gesehen. Mit so einem "doppelten Fahrrad" ist es dem blinden? und sehbehinderten Sportler möglich zu radeln. Das einzig notwendige dafür, außer dem Tandem selbst, ist ein Pilotfahrer, der die Steuerung übernimmt.
Tandemfahren bietet sich in verschiedenen Formen an: zum einen, um einen Ausflug mit der Familie oder Freunden zu machen und zum anderen als Wettkampfsport. Wie es ein Rennfahrrad (einen Renner) gibt, gibt es ein Renntandem.
Sportschiessen
Es erscheint für Außenstehende nahezu unbegreiflich, wenn blinde Menschen den Schießsport ausüben. Blind sein und mit einen Luftdruckgewehr hantieren, widerspricht den Vorstellungen der meisten Mitmenschen. Dass Sehgeschädigte überhaupt zielen und treffen können, verdanken sie ihrem Gehör. Die auditive Wahrnehmung ist für die Schützen essenziell. Die Gewehre sind mit einer Zusatzeinrichtung, dem sogenannten VIASS (Visually Impaired Aiming Shooting System) ausgestattet, einer Hochgeschwindigkeitskamera, die Bewegungen in Töne umsetzen kann. Über einen Kopfhörer wird dem Schützen der Zielton angegeben. Die Zielscheiben haben im Zentrum den Ring 10, die maximale Tonhöhe liegt also genau im Zentralpunkt des innersten Ringes.
Gezielt wird auf eine Infrarotplatte oberhalb der Zielscheibe, die dem Schützen die Töne vermittelt, die Differenz, die sich zum Ziel ergibt, wird per Korrektur am Gewehr ausgeglichen. Vereinzelt schießen Schützen noch nach dem «Swarovski-Prinzip». Diese Schiesseinrichtung wurde vom österreichischen Kristallglashersteller entwickelt. Dabei werden die Zielscheiben beleuchtet, die Zusatzeinrichtung am Gewehr setzt die Lichtstärken in Töne um. Demzufolge generiert die hellste Farbmarkierung den höchsten Ton.
Beide Systeme sind absolut zuverlässig, man muss nur den richtigen Ton treffen.
Ballsport
Torball/Goalball entwickelte sich in den sechziger Jahren aus dem Bestreben, auch für blinde und sehbehinderte Menschen ein Spiel mit dem Ball zu schaffen. Damit sehbehinderte Spieler eine gute Chance erhalten, einen geworfenen Ball auch fangen bzw. abwehren zu können, darf der Ball nicht durch die Luft geflogen kommen, sondern der Ball muß nahe dem Boden geführt werden. So verwendete man vorerst einen 2 kg schweren Medizinball, der relativ langsam anrollte und aufgrund seines Gewichtes wenig sprang. In der Folge kam ein 2 kg schwerer Gummiball zum Einsatz, in dessen inneren hörbare Glöckchen/Schellen eingearbeitet wurden. Parallel dazu entwickelte sich etwa seit Anfang der siebziger Jahre in manchen Ländern. wie Deutschland und Italien ein Ballspiel mit einem Klingelball, der nur ein Gewicht von 500 g aufweist. Aus dem Spiel mit dem 2 kg schweren Ball wurde die heutige paralympische Ballspieldisziplin "Goalball", das in ca. 40 Ländern der Erde praktiziert wird, und aus dem Spiel mit dem 500 g schweren Ball wurde "Torball". Kurzbeschreibung des Torballspieles:
Es wird von zwei Mannschaften mit je drei Spielern auf dem Boden von Sporthallen gespielt. Damit zwischen den Spielern Chancengleichheit besteht, müssen alle Spieler während des gesamten Spieles eine lichtundurchlässige Brille tragen. Auf jeder Schmalseite des rechteckigen Spielfeldes von 7 m x 16 m wird ein Tor errichtet. Gespielt wird mit einem Klingelball (Gewicht von 500 g), der während des Spieles, unterhalb von drei über das Spielfeld gespannten Leinen hindurch geworfen werden muß. Das Ziel des Spieles ist, den Ball so zu werfen, daß er die gegnerische Torlinie überquert, während die andere Mannschaft dies zu verhindern versucht, Im nächsten Spielzug übernimmt die verteidigende Mannschaft das Angriffsspiel und die vorherigen Angreifer verteidigen ihr Tor.
Weitere Angebote im Rahmen div. Sportwochen: Inlineskaten, Klettern, allgem. konditionelle Fertigkeiten, Fußball, Integrative Jugendgruppen
Was ist notwendig, um diverse Angebote des Fachausschusses für Blinden- und Sehbehindertensport des Österreichischen Behindertensportverbandes in Anspruch nehmen zu können?
Interessierte wenden sich an den jeweiligen Vertreter ihres Bundeslandes und werden in einem Verein der Sport für Blinde und Sehbehinderte anbietet, Mitglied. Jedes Mitglied erhält einen sogenannten Sportpass. Mit diesem ist einerseits jährlich ein praktischer Arzt aufzusuchen, der die grundsätzliche Sporttauglichkeit feststellt und andererseits ein Augenfacharzt, der die entsprechende Schadensklasse festlegt.